Der Mensch des Nordens hat aber seine Wesenheit nicht ungestört entwickeln können. Mit dem Christentum drang orientalische und vorderasiatische Erlebens- und Glaubensweise in seine Heimat. Sie beeinflusste ihn durch getauftes Elternhaus, christliche Schule und Konfirmation. Durch die öffentliche Verbindung von Thron und Altar wurde er von der Kindheit bis zum Alter in fremder Grundhaltung erzogen, modifiziert und induziert. Bei diesem gewandelten geistigen Klima gewannen auf einmal auch innerlich zerrissene, bisher zwar seltene und unbeachtete, im Laufe der Zeit aber sich vermehrende und Achtung gewinnende Menschen der eigenen Art Einfluss, weil sie die ebenfalls zerrissene fremde Lehre als ihrem Zustand angemessen empfanden und von den Verbreitern der fremden Lehre ihrerseits als verwandt empfunden wurden. Wir wissen ja, dass die Rassen der Menschheit nicht durch strenge Grenzen voneinander abgeschlossen nebeneinander leben, sondern dass es in der kennzeichnenden Erbanlagengemeinschaft, die eine Rasse darstellt, auch mehr oder minder zahlreiche Einzelmenschen gibt, die eines oder das andere Kennzeichen der Rasse nicht besitzen, dafür aber Eigenschaften, die bei einer anderen, fremden Rasse gehäuft und deshalb kennzeichnend vorkommen, während sie bei der heimischen Rasse selten sind. Diese Individuen haben also besonders gute Antennen für jene Gedanken, die von der fremden Rasse friedlich oder gewaltsam über die Grenzen des ursprünglichen Zuchtraumes herüberbranden.
So konnte auch in Europa, die alte Wirklichkeitsreligion, Diesseitsfrömmigkeit, Weltbejahung und Erlebenseinheit verdrängend, die Offenbarungsreligion, Erlösungsfrömmigkeit, Weltverneinung und der Erlebenszwiespalt (Dualismus) eindringen und Fuß fassen. An Stelle der Naturerkenntnis trat so das dem auserwählten Volke der Juden durch Propheten, Mittler und Schriftgelehrte einmalig offenbarte Dogma der Bibel.
Die gottdurchdrungene Unendlichkeit der Schöpfung wurde zersetzend und sündenselig in Diesseits und Jenseits, Himmel und Hölle, Geist und Natur, Fleisch und Seele, Materie und Idee und Gott weiß was noch alles auseinanderdisputiert und zerrissen. Europa aber verfiel in Ablasshandel und Inquisition, Knechtung der Wissenschaft und Ausbreitung der Seuchen, Hexenwahn und Ketzerverfolgung, Zauberei und Reliquiennarretei, Astrologie und Aberglauben.
Auf die Dauer jedoch ließ sich der Erbdrang des Menschen unserer Art nach Naturerkenntnis, Naturverehrung und Naturgestaltung von okkultem Umweltzwang nicht beherrschen. Kepler, Kopernikus und Galilei stürzten das geozentrische Weltbild des Ptolemäus und damit den Wahn, unsere kleine Erde sei der Nabel des Weltalls und Rom und Jerusalem das Herz der Erde. Man schwor nicht mehr blind auf die jüdische Offenbarung, man begann wieder, echter Naturforschung zu vertrauen. Man verbarg das Göttliche nicht mehr hinter Wunder und Geheimnis, man suchte es wieder durch Tat und Erkenntnis. Aber der Weg war weit und der Widerstand von Kirche und Priesterschaft gewaltig.
Eine Weltanschauungswende erfolgte in der Französischen Revolution. Aber diese Wende war noch nicht die unsere und deshalb auch nicht die endgültige. Auch sie war nicht vom Wesen unserer Art getragen. Ihre Parolen: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit richteten sich zwar gegen die Zwangsjacke von Thron und Altar und schlugen in die Dogmen der Kirche Breschen, aber sie verschleierten die Naturtatsache der erblichen Ungleichheit der Lebewesen einschließlich des Menschen und den Vorgang der Auslese als Grundlagen jeder lebensgesetzlichen Leistung. Sie stellten wider Gebühr den vergänglichen Einzelmenschen in den Mittelpunkt der menschlichen Kultur und erhoben ihn zum Selbstzweck, statt ihn einzuordnen als Glied zwischen Vergangenheit und Zukunft. Sie stellten „Menschenrechte“ gegen Rassen-, Volks-, Familien- und Lebensrecht. Sie riefen zwar „Zurück zur Natur“, aber „Natur“ war für sie nur die eine Hälfte des Schicksals, die Umwelt! Die Erbwelt blieb auch jetzt noch wie zur klerikalen Zeit vergessen und missachtet. Während der ganzen, von der Französischen Revolution beeinflussten Zeit aber stand vor allem das Äußere, Formale, Scheinbare, Zufällige im Vordergrund des Interesses von Wissenschaft, Politik und Kultur, statt des Wesentlichen, Inhaltlichen, Wirklichen und Gesetzmäßigen, um das es dem Menschen unserer Art vordringlich und zutiefst zu tun ist. So gliederte man die Menschen nach dem Stand, dem sie angehörten, statt nach ihrer Abstammung und ihrem ererbten Wesen. Die Folge war das Entstehen des „Klassenkampfes“. Man sah in der Menge das Wesentliche statt in der Qualität und Beschaffenheit, man zählte die Stimmen, statt sie zu wägen — die Folge war der Parlamentarismus als Haupterscheinung der westlichen „Demokratie“. Man fragte nach dem Milieu, der Staatsangehörigkeit, der formalen Stimmigkeit der Buchstaben, statt nach der Veranlagung, dem völkischen und rassischen Wesen und der inneren Berechtigung. Die Folge war der Imperialismus westlicher Prägung, der über die rassischen Grenzen der Menschen hinausschritt, der Nationalitätenstaat, der völkische Traditionen vergewaltigte, und jene Wissenschaft, die über der Mannigfaltigkeit der Formen die Einheit und Wesenheit vergaß und der Verfassung diente statt dem Leben.
(Fortsetzung folgt.)